Stadt Roth (Druckversion)
Autor: Melanie Hanker

Ehrung für 40-jährige Ablesetätigkeit

Radiomoderator Billy Billmaier von den Stadtwerken geehrt

Nicht wenige dürften den Radiomoderator Billy Billmaier kennen, der beim Nürnberger Rocksender Radio Gong seit über dreißig Jahren eine eigene Show unterhält, mit der er unzählige Fans im ganzen Frankenland erreicht. Nicht viele wissen vermutlich, dass der stets gut gelaunte Rockfan mit der langen Mähne in Roth zu Hause ist. Und dass er schon seit Jahrzehnten für die Rother Stadtwerke die Zähler abliest, dass wissen bestimmt nur die, an dessen Haustür er schon einmal geklingelt hat. Nun wurde Billmaier vom Stadtwerke-Chef Martin Kuhlhüser für dessen 40-jährige Tätigkeit als dienstältester Ableser geehrt, der sich freut, sowohl einen so treuen als auch so bekannten Mitarbeiter in seinen Reihen zu haben.

Bei dieser Gelegenheit berichtete der alles andere als auf den Mund gefallene Moderator von denkwürdigen Erlebnissen in dieser langen Zeit und wie er überhaupt zu diesem nicht ganz alltäglichen Job kam. „Daran ist mein Großvater Otto schuld. Er wurde nach seinem eigentlichen Berufsleben bei den leonischen Drahtwerken, der erste, nicht fest angestellte Ableser der Stadtwerke Roth, worauf er immer stolz war und im Alter von 14 Jahren bin ich zum ersten Mal mitgegangen“, erinnerte sich Billmaier, der zwar in Berlin geboren ist, aber schon 1966 nach Roth zu seinem Großvater kam, der ihn dort aufzog. Am Anfang, im Jahr 1978, begleitete Billmaier seinen Großvater noch auf dessen Tour, aber schon bald übernahm er eine eigene Route, da der damals noch kleine Billy sich ein Mofa wünschte und hoffte, durch diese Tätigkeit das nötige Kleingeld dafür zu verdienen. Also startete er sozusagen als „Subunternehmer“ seines Großvaters und lernte dabei unzählige Keller und natürlich auch die unzähligen dazugehörigen Menschen kennen, die ihm ihre Türen öffneten. Sehr viele davon erzählten ihm auch ihre ganz persönliche Geschichte. „Da waren oft freudige Ereignisse darunter, wie zum Beispiel Hochzeiten oder Geburten, aber viele Menschen berichteten mir auch über schlimme Schicksalsschläge und manch einer war auf einmal gar nicht mehr da. Stattdessen öffneten mir traurige Hinterbliebene die Tür“, so Billmaier, der das Verhältnis zu vielen Stadtwerkekunden nach all diesen Jahren als regelrecht familiär einstuft. Als sein Großvater 2002 starb, war es für Billmaier eine Selbstverständlichkeit, auch weiterhin als Ableser tätig zu sein. „Für meinen Opa war es sehr wichtig, dass ich diese Familientradition weiterführe.

Natürlich gab es in all diesen Jahren auch kuriose und lustige Momente. Manchmal konnte es jedoch auch zu „lustig“ werden: „Früher bekam man oft zur Weihnachtszeit neben Lebkuchen, Plätzchen und anderen süßen Köstlichkeiten den einen oder anderen Schnaps angeboten, was sich aber nicht wirklich gut vereinbaren ließ mit dem Ablesen und so gab es fortan nach einer schnellen und kurzen Erfahrung inklusive der klaren Ansage meines Großvaters, die übrigens noch heute in meinen Ohren klingelt, keinerlei Prozentiges mehr in Ausübung meines Jobs, so Billmaier.

Bei seiner Tätigkeit an der Haustür hatte ich auch die eine oder andere unheimliche Begegnung mit mehr oder weniger großen Hunden. „Prinzipiell habe ich keine Angst vor Hunden, und es ging zum Glück auch immer gut – ich bin nie gebissen worden“. Doch einmal steckte er ziemlich in der Klemme: Die Tür eines Kellers in einem großen Wohnkomplex fiel ins Schloss und Billmaier war eingesperrt. „Da half auch das ganze Rufen und Klopfen nichts, ich war gefangen!“. Die einzige Fluchtmöglichkeit bestand, aus einem engen Kellerfenster und dem dazugehörigen Lichtschacht zu klettern, durch die er, staubbedeckt und erleichtert, wieder die Zivilisation erreichte. „Zum Glück hat mich dabei niemand gesehen. Was hätte ich denn sagen sollen? Guten Tag, mein Name ist Billy Billmaier und komme von den Stadtwerken Roth?“, grinst der Ablese-Veteran bei dieser Vorstellung. Bei manchen hätte er auch regelmäßig die Wäsche von der Leine nehmen müssen, um an die Zähler zu kommen, und manch einer verabschiedete sich mit den Worten: „Sind sie so nett, und nehmen den Müll mit raus?“.

Jede Menge Geschichten fallen dem Jubilar bei diesem Rückblick ein, aber eines steht fest: Die allermeisten Stadtwerkekunden waren immer sehr höflich und hatten sich gefreut „ihren“ Ableser wieder einmal begrüßen zu dürfen. Früher, in den 70ern und 80ern, war er mit seinem schweren Buch alle zwei Monate unterwegs, aber inzwischen kommt er nur noch einmal im Jahr - im Dezember. Auch das Ablesen ist dank der Digitalisierung heutzutage viel einfacher geworden. „Eigentlich bin ich sehr sportlich und gehe joggen, aber nach so einem Tag mit dem vielen Treppensteigen, weiß ich am Abend trotzdem, was ich gemacht habe.“ Ganz sicher kein Grund für Billy Billmaier, sein „Hobby“ so bald aufzugeben. „Ich mache weiter so lange ich kann und so lange es mir Spaß macht.“ Schade findet er nur, dass er seinen Sohn bis jetzt nicht für die Ablesetätigkeit begeistern kann und dass mit ihm diese „Billmaier´sche Ablese-Dynastie“ wohl leider ihr Ende finden wird. Bis dahin gibt es aber bestimmt noch viele denkwürdige Erlebnisse für Billy Billmaier an Roths Haustüren.

Artikel vom 10.12.2018
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