Stadt Roth (Druckversion)

Ratibor (Racibórz)

Ratibor (Racibórz) in Polen gehört seit 1992 zu den Partnerstädten von Roth.

Aufgrund geschichtlicher Verbundenheit mit der im polnischen Teil Schlesiens gelegenen Stadt und als Austragungsort der Ratiborer Heimattreffen suchte Roth den partnerschaftlichen Kontakt.

Heute blickt man auf viele gemeinsame Projekte zurück.

Geschichte

Im Wappen Ratibors erkennen wir Adler und Rad. Historiker behaupten, dass es an die Herkunft der Stadt durch die Piasten anknüpft, die Gründer der Stadt. Und es ist bekannt, dass der Piast Stellmacher war. Die Ratiborer glauben, dass es - als Paraphrase der lateinischen Maxime über das Glücksrad - das Symbol des Kreises der Geschichte ist, denn im Falle Ratibors dreht sich diese in der Tat wie ein Rad, und eine Umdrehung bedeutet rund 200 Jahre! Dies sind "fette" und "magere" Jahre. Höhen und Tiefen, Niederlagen und Siege.

Rechnen wir selbst nach. Wir schreiben das Jahr 1108. Die Ritter von Boleslaw Krzywoustny erobern nach Kämpfen mit den Mähren die damals noch nicht befestigte Siedlung, denn es sollten noch über 100 Jahre vergehen, bevor Ratibor 1217 Stadtrechte erhielt. Früher noch als Krakau! Von den Ereignissen wissen wir aus der Chronik des Gallus Anonymus. Bis 1336 herrschte hier die Dynastie der Schlesischen Piasten. Es ist ihre Stadt - und einer der Ratiborer Fürsten. Mieszko Platonogi, bemühte sich um die Krone Polens! Einige Monate lang leitete er das Seniorat Krakau. Dieser Herrscher trägt bis heute den Titel des bedeutendsten Ratiborers aller Zeiten. So entschieden die Einwohner in einer Befragung und erachteten diesen als den wichtigsten Politiker in der Geschichte der Stadt. Nach dem Tode Leszkos, dem letzten seines Geschlechtes, ging Ratibor an die Tschechischen Przemysliden über. 1108 bis 1336. Dies sind 228 Jahre. Seien wir aber nicht kleinlich und geben zwei weitere Jahrhunderte ab dem Zeitpunkt hinzu, ab dem die Przemysliden in Ratibor erschienen.

Wir schreiben das Jahr 1532. Das Fürstentum geht an die Hohenzollern. Dann an die Habsburger. Ratibor und seine Ländereien werden Teil der Donau-Monarchei. Und wieder vergehen zwei Jahrhunderte. Ratibor - wie ganz Schlesien übrigens - ist nun Teil Preußens. Es beginnt - so die Historiker zumindest - das goldene Zeitalter der Stadt. Es entstehen viele neue Gebäude und Institutionen. Im Jahr 1846 wurde die Eisenbahnlinie eröffnet, die Ratibor mit Europa verband. Am städtischen Bahnhof hielt sogar der Orient-Express, es gab Post und Telegraphenverbindung, viele bedeutende Künstler haben die Stadt besucht. Konzerte gaben hier u.a. Liszt und Strauß. Handel und Industrie entwickelten sich ausgezeichnet, europäische Bankiers und Industrielle investierten.

Weitere 200 Jahre. 1945 - Das Ende des Zweiten Weltkrieges. Ratibor wäre um ein Haar von der Landkarte verschwunden, denn die Stadt wurde fast völlig zerstört, niedergebrannt und von der Roten Armee geplündert. Die Stadt erholt sich jedoch wieder, kommt auf die Beine, steht aus den Ruinen wieder auf. Erst Stadt in der Region Oppeln, dann in der Woiwodschaft Kattowitz, wird Ratibor schließlich Kreishauptstadt.

Und was wird 2145? Die Futurologie zu bemühen dürfte hier nicht unbedingt aufschlussreich sein, bestimmt aber wird Ratibor dann eine Stadt im Vereinten Europas sein. Bereits jetzt ist Ratibor die Hauptstadt der Euroregion "Silesia", eines Verbandes von Kreisen und Städten auf beiden Seiten der polnischen-tschechischen Grenze. Aber bereits früher, im 19. Jh., d.h. den "fetten" Jahren in seiner Geschichte, war Ratibor eine europäische Stadt. Und sicher wird es nicht von der Landkarte verschwinden, wird größer, wohlhabender und moderner werden. Denn diese Stadt charakterisiert sich durch einen ungewöhnlichen Lebenswillen. Oftmals von Hochwassern überschwemmt, geplagt von Seuchen und Feuersbrünsten, im Kriege zerstört, ist Ratibor dennoch stets wieder auferstanden - gleich Phönix aus der Asche.

Vertragsunterzeichnung

"Der erste Schritt ist getan. Eine Abordnung des Stadtrates zu Roth mit den Bürgermeistern Hans Weiß und Erich Fichtner an der Spitze und VertreterInnen aus fast allen Fraktionen reisten rund 800 Kilometer weit nach Osten, um dort der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages zwischen der polnischen Stadt Raciborz (dem früheren oberschlesischen Ratibor) und der Kreisstadt Roth beizuwohnen. Begleitet war diese Abordnung von Mitgliedern der Stadtverwaltung, von der Gesangsgruppe "Ratibors" sowie von der Tanzgruppe des Wander- und Heimatvereins Bernlohe.

Eine Feststellung vorneweg: Die Aufnahme in Polen durch die Vertreter der Stadt Raciborz war überaus freundlich, um nicht zu sagen herzlich. Am meisten freuten sich aber die Deutschen, die in ihrer Heimat geblieben waren, über diesen Besuch aus der Bundesrepublik. Ihr "Auf Wiedersehen in Roth" ist durchaus ernstzunehmen. Im nächsten Frühjahr werden bereits die Ratiborer in Franken erwartet. Dann sollen - so wurde am Rande des Besuchs vereinbart - Ratiborer Kulturtage in Roth stattfinden."

(Auszug aus der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 26./27. September 1992)

10 Jahre Roth-Ratibor

Der 19. September 2002 stand in Ratibor ganz im Zeichen des zehnjährigen Bestehens des Freundschaftsvertrages der Städte Roth und Ratibor.

Eine Delegation der Rother Stadtverwaltung, vertreten durch Ersten Bürgermeister Richard Erdmann und Stadtrat Heinz Bieberle, wurde nach Ratibor eingeladen.

"Zehn Jahre Freundschaftsbund Roth-Ratibor sind zehn Jahre Austausch, sind zehn Jahre Kontakt, sind zehn Jahre gemeinsame Projekte, sind zehn Jahre Freundschaft." Mit diesen Worten begrüßte der Erste Bürgermeister der Stadt Roth Richard Erdmann die Gäste und bedankte sich für die vorbildhafte Zusammenarbeit der Städte Ratibor und Roth innerhalb der letzten Jahre.

30 Jahre Städtepartner

Anfang Juni 2022 wurde in Raciborz in Polen 30. Partnerschaftsjubiläum während der Ratiborer Tage vorab gefeiert – denn der eigentliche Jubiläumstag wäre der 19. September. Eine Städtepartnerschaft, die regelmäßig - ausgenommen die Jahre der Corona-Pandemie - durch Besuche in den jeweiligen Städten gerne und herzlich gepflegt wird. So auch endlich wieder in diesem Jahr – eine vierköpfige Delegation mit Erstem Bürgermeister Andreas Buckreus an der Spitze und den Stadträten Hans Raithel, Heinz Bieberle und Wolfgang Treitz, reiste zu den Ratiborer Tagen, wo auch das 30-jährige Partnerschaftsjubiläum gemeinsam gefeiert wurde.

Die Verbindung von Roth ins oberschlesische Ratibor ist sehr alt. Der Bauherr des Rother Wahrzeichens, des Schloss Ratibors, Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach (1484 - 1543), war nicht nur Landesherr über weite Gebiete im Frankenland. Auch das Fürstentum Ratibor nannte er zu der Zeit sein Eigen und nutzte Einkünfte aus Ratibor, um den Bau seines Jagdschlosses in Roth zu finanzieren. Eine bronzene Stiftungstafel über dem Eingangstor zu Schloss Ratibor erinnert noch heute an den Bauherren.

Durch den 2. Weltkrieg verloren viele Oberschlesier ihre Heimat, die unter polnische Hoheit kam. Immer wieder trafen sie sich zum gemeinschaftlichen Austausch bei Heimattreffen der Vertriebenen. Ein Schwerpunkt dieser Treffen lag in Leverkusen. Die weite Anfahrt nach Nordrhein-Westfalen war vielen beschwerlich, und so sahen sich die in Süddeutschland lebenden Ratiborer*innen nach einem geeigneten Ort für ihre Zusammenkünfte um. Der Organisator dieser Treffen, Herbert Notzon aus Amberg, stieß zufällig auf die Spur von Schloss Ratibor in Roth. Von da an war klar, in welcher Stadt die Exil-Ratiborer sich zukünftig versammeln sollten.

Herbert Notzon nahm Kontakt auf mit Bürgermeister Hans Weiß, der das Anliegen der ehemaligen Ratiborer von Anfang an unterstützte. So kam es am 24. und 25. August 1985 zum 1. Ratiborer Heimattreffen in Roth. Natürlich war es ein ganz besonderes Gefühl für die Besucher des Festes, eine Besichtigung des Schlosses zu genießen und dabei an die alte Heimat im Osten zu denken.

Ein weiterer Förderer der Zusammenkünfte war von Beginn an Seine Durchlaucht Franz Albrecht Herzog von Ratibor. Durch seine großzügige finanzielle Unterstützung konnten zu den Heimattreffen in Roth auch immer Mitglieder der deutschen Minderheit aus dem polnischen Ratibor in einem Bus eingeladen werden. Sie berichteten dann stets aus erster Hand über die Entwicklungen daheim.

Seit 1985 finden kontinuierlich im zweijährigen Turnus die Ratiborer Heimattreffen in Roth statt. Mit dem Fall der beinahe undurchlässigen Grenze zwischen Ost und West zu Beginn der 1990er-Jahre kamen sich auch Roth und Ratibor näher. Die ersten, vielversprechenden Kontakte zwischen den politischen und administrativen Vertretern der Städte mündeten in einem Freundschaftsvertrag, der am 19. September 1992 durch die Bürgermeister Hans Weiß für Roth und Jan Kuliga für Ratibor feierlich unterzeichnet wurde. Ziel war und ist es, durch regen Austausch zu einem gegenseitigen Verstehen und zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Bürgerschaft beider Städte zu gelangen. So sind seit 2011 regelmäßig Schülergruppen aus Roth und Ratibor in Gastfamilien der jeweils anderen Stadt zu Besuch und sorgen dafür, dass die gewachsene Verbindung über Generationen erhalten bleibt.

Als das 25-jährige Jubiläum der Partnerschaft in Roth groß gefeiert wurde, haben sich die Städte gegenseitig versichert, wie sehr ihnen die Kontinuität der persönlichen Verbindungen am Herzen liegt. „Dass wir daran nach der erzwungenen Corona-Pause sofort wieder anknüpfen, erfüllt uns mit Freude“, sagte Bürgermeister Andreas Buckreus bei seinem Besuch in Ratibor.

Dort wurde die vierköpfige Delegation Anfang Juni zu den Ratiborer Tagen herzlich empfangen und hatte ein pralles Programm geschnürt bekommen – so stand neben dem Besuch verschiedener Veranstaltungs-Höhepunkte während der Ratiborer Tage unter anderem auch eine Besichtigung eines Bergwerks und der mittelalterlichen Burganlage auf dem Programm. Auch das Arboretum nahe Ratibor wurde besucht. Hier wurde als Zeichen der 30-jährigen, herzlich-freundschaftlichen Verbindung zwischen Roth und Ratibor ein Apfelbäumchen gepflanzt, das Ratibors Bürgermeister Dariusz Polowy und Roths Stadtoberhaupt Andreas Buckreus eigenhändig gemeinsam in die Erde brachten.

Auf die langjährige, herzliche Verbindung sei Roth sehr stolz erklärte Buckreus. Und weiter: „In lebendigen Partnerschaften wie der unseren liegt die Hoffnung, dass wir als befreundete Städte in einem geeinten Europa auch den historischen Einschnitt, den der Krieg in der Ukraine bedeutet, gemeinsam überwinden werden und wir unseren Kindern weiterhin vorleben können, welche Kraft in der freundschaftlichen und friedlichen Verbindung von Staaten und Menschen liegt.“ Der Baum ist dafür ein schönes Symbol.

Kontakt

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