Stadt Roth (Druckversion)
Autor: Gelöschter Benutzer

Wenn Musik eine Stadt bewegt

Artikel aus der RHV vom 17. Februar 2020/Hans Pühn

Unter der Leitung von Stadtkapellmeister Walter Greschl hat sich die einstige Stadtjugendkapelle in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer städtischen Vorzeige-Einrichtung entwickelt.

Dass Musizieren zudem die Kommunikationsfähigkeit kultiviert und soziales Verhalten fördert, ist eine der positivsten Erfahrungen, die der „Stadtkapellmeister“ in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemacht hat. „Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen unserer Einrichtungen stellen nicht nur ihre Begabung auf musischem Gebiet unter Beweis, sondern beteiligen sich inzwischen auch auf vielfältige Weise am sozialen und kulturellen Leben in der Stadt“, freut sich Greschl.

Als vor nunmehr schon wieder 20 Jahren der damalige Rother Bürgermeister Richard Erdmann die Gründung einer Stadtjugendkapelle auf seiner persönlichen und politischen Agenda vermerkte und der gesamte Stadtrat Erdmanns Idee aufgriff, konnte niemand ahnen, welche Bedeutung diese Einrichtung für das musikalische Leben in der Stadt erreichen sollte. Davon ausgegangen war man, dass eine stadteigene Kapelle für das kulturelle Leben in Roth eine Bereicherung sein wird. Dass aber das Konzept von Walter Greschl eine ganze Stadt bewegen würde, war nicht abzusehen. Erster großer Auftritt im Stadtgarten drei Jahre nach ihrer Gründung trat die auf 55 junge Menschen angewachsene Stadtjugendkapelle den Beweis für ihre Leistungsfähigkeit an, als sie bei der Eröffnung der Kleinen Landesgartenschau am Rande des Stadtparks erstmals öffentlich musizierte.

Inzwischen gehören Festivitäten der Stadt ohne Blas- beziehungsweise Orchestermusik der Vergangenheit an. Bei jährlich über 30 Veranstaltungen, wie Kirchweih, Challenge oder Christkindlmarkt, sorgen Orchestermitglieder für den guten Ton. Heute spiegelt der Begriff „Stadtjugendkapelle“ das Erscheinungsbild dieser städtischen Einrichtung nicht mehr so recht wider. Inzwischen nämlich musizieren rund 100 Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Ensembles. Selbst sogenannte Wiedereinsteiger haben sich auf Anregung von Walter Greschl unter dem Namen „Rother Stadtmusik“ eine eigene Bühne geschaffen. Dieser für alle musikalischen Richtungen offene Klangkörper versinnbildlicht zudem das gewünschte Miteinander der Generationen.

Der älteste Protagonist der Stadtmusik zählt 83 Lenze, am Schlagzeug wiederum sitzt der Sohn einer Trompeterin. Natürlich wäre der jugendliche Percussionist auch beim Juniorstadtorchester gut aufgehoben; einer Einrichtung, die auch außerhalb des Probenraums für gemeinsame Aktivitäten steht. Zudem gilt das Jugendstadtorchester als Sprungbrett für das Stadtorchester, der maßgeblichen Einrichtung im städtischen Musikleben. Schließlich hat sich das Stadtorchester im Laufe der Jahre zu einem sehr guten sinfonischen Blasorchester in der Region gemausert. Fleiß und Durchhaltevermögen Um der unausbleiblichen Fluktuation bei den „großen“ Orchestern zu begegnen, intensivierte Walter Greschl die Nachwuchsförderung. Mit dem stolzen Ergebnis, dass heute in Roth rund 500 Schülerinnen und Schüler von derzeit 27 Dozenten in sogenannten Orchesterschulen unterrichtet werden.

Fleiß und Durchhaltevermögen zahlt sich für die Musiker in einer der Bläserklassen beziehungsweise dem Junior-Stadtorchester insofern aus, als der Aufstieg ins Stadtorchester, dem Aushängeschild der Rother Musikbewegung, winkt. Dass das Stadtorchester musikalisch inzwischen in die Oberstufe, der zweithöchsten Kategorie für Orchester, aufgestiegen ist, liegt neben einer umfassenden Nachwuchsförderung vor allem an den fachlichen Qualitäten von Leiter Walter Greschl, einem Diplom-Musiklehrer und studierten Klarinettisten am Nürnberger Meistersinger-Konservatorium, und den sehr engagierten Dozenten. Zum Konzept der umfassenden Rother Musikbewegung. Zunächst besuchen Musik-Pädagogen unter der Devise, „Die Orchesterschule zum Kennenlernen“ die Klassen an den Rother Grundschulen, mit dem Ziel, den Kindern einzelne Instrumente näher zu bringen. Wer von den Schülerinnen und Schülern eines der Instrumente erlernen will, aber noch nicht sicher ist, ob es ihm liegt, erhält vier (Sommer-) Wochen lang von einer speziellen Lehrkraft Unterricht. Die Auswahl an Instrumenten umfasst alle Orchesterbereiche und reicht von Querflöte und Schlagzeug, über Gitarre, Bass, Oboe und Waldhorn bis hin zu Klavier und Posaune. Der Einstieg in den sogenannten Elementarunterricht kann in Roth bereits im Kindergartenalter erfolgen.

In den Eltern-Kind-Gruppen erfahren Mädchen und Buben zwischen eineinhalb und drei Jahren, wie Mama und Papa singen oder eines der elementaren Instrumente spielen. Der Wunsch der Kinder, die Eltern zu imitieren, soll bei den Kleinen die Freude an der Musik und der Bewegung wecken. Stefan Rabus, langjähriges Mitglied im Stadtorchester, steht in Kürze diese Erfahrung bevor. Mit zehn hatte er selbst zur Tuba gegriffen und jetzt wollen er und seine Frau die Tochter in der Eltern-Kind-Gruppe spielerisch an die Musik heranführen. Nicht nur der Elementarunterricht sondern ganz allgemein die gute Entwicklung der Orchesterschule der Stadt Roth waren jüngst Thema eines Gesprächs von Alt-Bürgermeister Richard Erdmann und dem amtierenden Stadtoberhaupt Ralph Edelhäußer mit Stadtkapellmeister Walter Greschl anlässlich des 20-jährigen Bestehens dieser von der Stadt getragenen Einrichtung. Übereinstimmend bezeichneten Erdmann und Edelhäußer die Verpflichtung von Walter Greschl zum Leiter der neuen Einrichtung als wahren Glücksgriff.

Der hochqualifizierte Musiker habe auch auf organisatorischem Sektor großes Fingerspitzengefühl und bei der Umsetzung seiner Visionen eine Tatkraft bewiesen, die seinesgleichen sucht, lobten die beiden Bürgermeister unisono. Greschl spielte den Ball umgehend zurück und bezeichnete seinerseits die Gründung eines Fördervereins für die Stadtjugendkapelle als Glücksfall. Und zwar nicht nur wegen der Sach- und Geldleistungen, die der Verein in den vergangenen zwei Jahrzehnten aufbrachte - Richard Erdmann, seit Gründung des Fördervereins dessen Vorsitzender, bezifferte den Betrag auf fast 100000 Euro - sondern vor allem auch wegen des guten Miteinanders. „Meine jungen Musiker motiviert es zusätzlich, wenn sie sehen, wie die Mitglieder des Fördervereins bei der Vielzahl von organisatorischen Aufgaben, die im Umfeld eines musikalischen Auftritts zu erledigen sind, mit gutem Beispiel vorangehen“, erläuterte Greschl. Richard Erdmann ist heute noch Feuer und Flamme für Orchester und musikalische Ausbildung und freut sich, dass sein Nachfolger als 1. Bürgermeister, Ralph Edelhäußer, dem Kulturgut „Musik“ genauso aufgeschlossen gegenübersteht. Wenn heute mit dem Slogan, „Musik hält eine Stadt in Bewegung“, geworben werden kann, sei dies eine feine Sache, fasste Erdmann die Entwicklung einer Einrichtung zusammen, die seiner Meinung nach der Stadt gut zu Gesicht steht. Miteinander großgeschrieben Mit Blick auf die Anfänge vor 20 Jahren erinnerte Richard Erdmann daran, dass nicht nur der Stadtrat, sondern auch Persönlichkeiten wie Pfarrer Hans Roser, Sparkassendirektor Horst Schätz oder Schlosshofspieler Hans Gsänger sowie die einheimischen humanitären Clubs Rotary und Lions die Chance erkannten, ein Gemeinschaftswerk zu schaffen, das vornehmlich der musikalischen Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen dienen soll.

Greschl erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es auch von privater beziehungsweise geschäftlicher Seite sehr willkommene Unterstützung gab. Als Beispiel nannte er das Nürnberger Musikhaus Josef Klier, das dem Stadtorchester bei der Beschaffung von Musikinstrumenten sehr entgegen kam. Dass das gemeinsame Musizieren in Ensembles, Chöre und Orchestern sowie der pädagogische Auftrag bei den Kleinen natürlich seinen Preis hat, sorgte beim Stadtkämmerer bei der Gründung der Stadtjugendkapelle zunächst einmal für Stirnrunzeln. Inzwischen ist jedermann im Rathaus überzeugt, dass die Summe, die die Stadt alljährlich als „freiwillige Leistung“ im Haushaltsplan für das Stadtorchester auflistet, sehr gut angelegtes Geld ist. „Opus Roth“ die Kirsche auf der Geburtstagstorte des Stadtorchesters Von „Roth on Stage" am kommenden Samstag, 22. Februar, bis zum „Stadt Roth Musical" ein Jahr später - Stadtorchester wartet anlässlich seines 20-jährigen Bestehens mit einer ganzen Serie von Jubiläumsveranstaltungen auf – Nachwuchs ist voll mit eingebunden.

Das Jubiläumsjahr des Rother Stadtorchesters bringt am Samstag, 22. Februar, in der Kulturfabrik (Beginn 19 Uhr) mit dem Lions-Benefizkonzert „Roth on Stage“ gleich einen der Veranstaltungshöhepunkte. Die Hauptrolle übernimmt in diesem Fall eine Gruppe, die tagein tagaus im Hintergrund wertvolle Arbeit leistet. Die Rede ist von den Dozenten der Orchesterschule. Sie präsentieren auf der Bühne die Uraufführung von „Opus Roth“ der Öffentlichkeit und werden dabei unter der Gesamtleitung von Walter Greschl ihre Stimmen und Instrumente erklingen lassen. Mit von der Partie auch die Blechschüler Paul Amthor und Jeremias Neufanger. Komponist von „Opus Roth - Stadt-KlangMusik““ ist mit dem Nürnberger Heinrich Hartl ein guter Bekannter in der Rother Musikszene. Schließlich hat Hartl bereits zur 950-Jahrfeier der Stadt Roth in Zusammenarbeit mit dem NN-Journalisten und Mitarbeiter dieser Zeitung, Hans von Draminski, das Jubiläumsmusical „Der lange Weg in die Zukunft“ komponiert.

Heinrich Hartl, Träger des Wolfram-von-Eschenbach-Kulturpreises des Bezirks Mittelfranken und des Kulturpreises der Stadt Fürth, hat den Roth-Opus sowohl für eine kleine Besetzung als auch für ein Blasorchester konzipiert. Bei der Uraufführung in der Kulturfabrik obliegt es den Dozenten der Musikschule, Hartls Komposition zu Gehör zu bringen. Neben dem Stadtorchester umrahmen zudem die Rother Schlosshofspieler mit Schwänken von Hans Sachs die „Opus Roth“-Premiere. Karten für dieses Benefizkonzert des Lionsclub Roth-Hilpoltstein „Roth on Stage“ zugunsten der Jugendarbeit im Stadtorchester gibt es bei den Rother Buchhandlungen Genniges und Feuerlein sowie an der Abendkasse der Kulturfabrik. (Beginn 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Die Platzwahl ist frei.)

Im Jahresprogramm des Rother Stadtorchesters folgen am letzten März- Wochenende (27. bis 29. März) die zweiten Rother Querflötentage. Aus der Taufe gehoben wird im Rahmen dieser Querflötentage die neue Konzertreihe „Klassik im Schloss“. Eine Zusammenarbeit von Schloss Ratibor mit dem Stadtorchester. Das ganze Wochenende über werden Workshops und Proben angeboten. Den abschließenden Höhepunkt bildet ein Konzert.

Am Montag, 30. März, treten die Rother Stadtmusik und der „Junge Chor“ in dem Musical „Anne Frank -Gegen das Vergessen“ am Gymnasium Wendelstein zusammen mit dem Gospelchor der evangelischen Kirchengemeinde Roth auf. Für Walter Greschl ist es gerade in der heutigen Zeit eine Selbstverständlichkeit, mit seinen Chören und Orchestern den Veranstaltern von Aufführungen, die ihre Stimme gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erheben, den Rücken zu stärken.

Außerdem freut sich Walter Greschl bei diesem Beitrag des Stadtorchesters über die Zusammenarbeit von älterer und junger Generation. Die Rother Stadtmusik setzt sich bekanntlich aus sogenannten Wiedereinsteigern zusammen, der „Junge Chor“ wiederum umfasst junge Menschen zwischen neun und 17 Jahren. Dass Blasmusik nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzt, verdeutlicht einmal mehr das große Josef-Klier-Blasmusikfestival des Rother Stadtorchesters.

Von 15. bis 17. Mai verwandeln Orchester und Kapellen Roth wieder einmal in ein Mekka der Blasmusik. Von traditionell bis modern, von Lederhose bis Frack reicht dabei die Skala. Besonders darf man sich in Roth auf den Gegenbesuch der hochqualifizierten Bozener Stadtkapelle freuen. Außerdem ist die bekannte Brass Band Franken mit von der Partie. Den abschließenden Höhepunkt dieser drei Blasmusik-Tage bringt der Einzug und das Platzkonzert aller Kapellen auf dem Rother Marktplatz. Am 25. Mai wiederum dürfen alle Schüler der Orchesterschule beim großen Jahreskonzert im Seckendorffschloss ihr Können zeigen. Die Jüngsten präsentieren derweil am 26. Juni das Gelernte beim Elementarmusical in der Kulturfabrik. Raus ins Grüne Im Sommer geht es „Raus ins Grüne“, heißt es im Jahresprogramm des Stadtorchesters. Zunächst in den Kulturfabrikgarten, wo am 26. Juni das Publikum die Open-Air-Ausgabe der Soirée im Café bei kühlen Getränken und einer (hoffentlich) lauen Nacht feiern kann. Am 10. Juli steigt im Innenhof von Schloss Ratibor das Große Sommerkonzert von Vororchestern, Rother Stadtmusik und SaxCluster. Picknick und Musik, Natur und Entspannung warten bei der Raiffeisen-Sommerserenade des Stadtorchesters am 19. Juli im Stadtgarten auf das Publikum. Gesangssolisten sorgen für willkommene Farbtupfer. Am 7. August beginnt die Rother Kirchweih. Aus diesem Anlass wartet die „Rother Kirchweihmusik“ des Stadtorchesters im Innenhof von Schloss Ratibor mit einem Standkonzert auf.

Anfang November finden schließlich die 8. Rother Klarinettentage mit Soirée im Café, Seminaren, Kursen, Workshops und einem Abschlusskonzert statt. Festlich wird es am zweiten Adventswochenende, wenn Werke für Blasorchester und Lieder zur Weihnachtszeit in der evangelischen Stadtkirche erklingen. Abgeschlossen werden die Jubiläumsveranstaltungen im 21. Jahr des Bestehens des Stadtorchesters und zwar vom 11. bis 13. Februar 2021 in der Kulturfabrik, wo das große „Stadt Roth Musical“ mehrmals zur Aufführung gelangt. Die Musicals des Stadtorchesters erfreuen sich inzwischen eines sehr guten Rufes.

Das „Stadt-Roth Musical“ ist bereits die siebte Inszenierung, die Stadtkapellmeister Walter Greschl mit seinen Musikern auf die Beine stellt. Musik, Gesang, Schauspiel und Dramaturgie müssen dabei jedes Mal aufs neue erarbeitet werden. Genauso wie das Bühnenbild. Bewährt hat sich bei Musicals die Zusammenarbeit mit der Tanzschule Bogner und den Rother Schlosshofspielern. Mitgetragen werden die Musicalproduktionen vom Lions-Hilfswerk Roth-Hilpoltstein. 

Artikel vom 18.02.2020
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