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Stadtmarke Roth – Wie geht es weiter?
Am 30. April 2019 beschloss der Rother Stadtrat, auf Ansinnen des Stadtmarketing-Beauftragten Mark Bartholl, eine Überprüfung und Überarbeitung der Rother Stadtmarke „Voll auf Draht“ in Auftrag zu geben. Seither haben Bartholl zahlreiche Rückmeldungen der Bevölkerung auf verschiedenen „Kanäle“ erreicht. Neben viel Zustimmung kam bei einigen, zumeist lebenserfahrenen Bürgerinnen und Bürgern, die Sorge auf, die historische Rother Identität zu verlieren und einen Bruch mit der Vergangenheit zu begehen. In einem Interview bezieht der Stadtmarketing-Beauftragte nun Stellung zu einigen wichtigen Punkten.
Wieso benötigt Roth eine (neue) Stadtmarke?
„Roth ist bunt! Roth ist vielfältig! Roth ist lebendig! – Aber Roth hat auch ein Imageproblem. Viele belächeln die Stadt, andere sprechen unverhohlen negativ über „ihre Heimat“. Und das obwohl Roth als Kreisstadt einiges zu bieten hat. Eine (starke) Stadtmarke ist sicherlich nicht die alleinige Lösung und das Allheilmittel bestehender Probleme, jedoch ist sie ein wichtiger Teil des Ganzen und ein Schritt auf dem Weg in eine noch positivere Zukunft der Stadt. Dafür und zur Etablierung im Wettbewerb mit anderen Städten, ist ein professioneller Auftritt, eine gesamtheitliche und einheitliche Außendarstellung sowie eine mit Leben gefüllte und gelebte Identität unentbehrlich.“
Wie ist der aktuelle Stand beim Thema Stadtmarke?
„Mit der Entscheidung vom Stadtrat wurde eine erste und wichtige Grundsatzentscheidung getroffen. Im ersten Schritt wurde nun aus Mitgliedern des Stadtrats eine Projektgruppe gebildet, darunter Heinz Bieberle (CSU), Dr. Edgar Michel (SPD), Andrea Schindler (Bündnis 90/Die Grünen), Elisabeth Bieber (Freie Wähler) und Dr. Walburga Kumar (Wählergemeinschaft/FDP). Ich werde das Projekt, in enger Abstimmung mit dem Ersten Bürgermeister Ralph Edelhäußer, leiten. Zeitnah erfolgt jetzt die Ausschreibung des Projekts an verschiedene Agenturen. Im Anschluss beginnt die Projektphase.“
Wird „Voll auf Draht“ aus der Außendarstellung der Stadt verschwinden?
Hierzu kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden. Vielen Rothern bedeutet der Solgan „Voll auf Draht“ viel und ist für sie die eindeutige Verbindung zum historischen Roth. Andere wiederum können damit wenig anfangen und verstehen die Bedeutung nicht. Wichtig ist aber auch, hier noch einmal zu betonen, dass eine Stadtmarke mehr ist als nur ein Slogan. Eine starke Marke lebt viel mehr von den Inhalten als von einem Slogan oder dem Logo. Die Anforderungen an das Projekt sind daher eindeutig: Erst wird die bestehende Stadtmarke „Voll auf Draht“ überprüft und dann wird das weitere Vorgehen entschieden. Sollte sich zeigen, dass der hinter „Voll auf Draht“ stehende Ansatz und die Idee noch zeitgemäß sind und von den Rotherinnen und Rothern getragen werden, dann bleibt der Slogan so oder so ähnlich bestehen und es wird weiter daran gearbeitet, die Marke sichtbar zu machen und mit Leben zu füllen. Nur wenn sich zeigen sollte, dass diese Marke nicht mehr zeitgemäß ist und keinen Rückhalt in der Bevölkerung genießt, erst dann wird eine vollständig neue Marke entwickelt.“
Wie wichtig ist die Historie der Kreisstadt Roth?
„Roth hat eine starke und stolze Vergangenheit als eine der industriereichsten Kleinstädte Bayerns. Diese Historie können und wollen wir nicht vergessen. Sie wird immer ein wichtiger Teil der Stadt(marke) sein und muss aktiv in eine moderne und attraktive Stadtmarke integriert werden. Darüber hinaus ist es aber auch extrem wichtig, in die Zukunft zu blicken und auch die neuen und aktuellen Aspekte sowie Stärken der Stadt in die Marke einzubeziehen.“
Wie werden die Bürger in den Prozess eingebunden?
„Uns ist vollkommen klar, dass wir der Stadt und ihren Bewohnern nicht einfach eine Marke überstülpen können und dürfen. Eine Stadtmarke ist nur dann erfolgreich, wenn sie von einer breiten Basis getragen und vor allem auch gelebt wird. Dazu gehören neben den Bürgern auch die Vereine und Einrichtungen sowie die lokale Wirtschaft und viele andere. Wie genau diese Zielgruppen eingebunden werden, kann erst nach der Auswahl der Agentur festgelegt werden. Vorstellbar sind die Aufnahme von Personen in die Projektgruppe, Bürgerbefragungen, Workshops, Zukunftswerkstätten und Ähnliches. Wir werden ebenfalls ein hohes Augenmerk auf die Kommunikation nach außen legen. Hierzu wird es begleitende Maßnahmen wie Pressearbeit und Bürgerveranstaltungen geben.“
Warum bedarf es einer Agentur, um die Stadtmarke zu überprüfen und zu überarbeiten?
„Die Entwicklung einer Stadtmarke, hinter der ein Großteil der Bevölkerung steht und die von vielen gelebt wird, ist kein trivialer Prozess. Eine starke Marke braucht mehr als nur einen Slogan und tolle Bilder. Über eine Agentur holen wir uns die Erfahrung und Expertise ins Boot, die nötig ist, um ein derartig komplexes Projekt zu stemmen. Außerdem verfügt nur eine Agentur über die notwendige inhaltliche und emotionale Distanz, um die Ergebnisse neutral zu erheben, zu bewerten und in Konzepte und Maßnahmen zu übersetzen. Nur dann kann eine starke Marke entstehen, die auf den wahren Stärken und Gegebenheiten der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürger beruht.“
Wie stellen wir sicher, dass die (neue) Marke langfristig Erfolg hat und nicht wie andere Konzepte in der Schublade verschwindet?
„Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Beim Stadt-Entwicklungs-Konzept (SEK) haben sich viele Menschen mit viel Energie eingebracht. Umso enttäuschender war es für sie, dass die Ergebnisse quasi ungenutzt in der Schublade verschwunden sind. Durch die Schaffung der Stelle des Stadtmarketing-Beauftragten hat die Stadt Roth eine Position eingerichtet, die dafür zuständig ist, die langfristige Umsetzung der Ergebnisse sicherzustellen. Darüber hinaus wird die ausgewählte Agentur nicht nur mit der Durchführung des Projekts, sondern auch mit der anschließenden Umsetzungsbegleitung und -kontrolle in den nächsten Jahren beauftragt.“
Wann kann mit den ersten Ergebnissen gerechnet werden?
„Ziel des Projekts ist, vorbehaltlich außerplanmäßiger Ereignisse, eine Fertigstellung im ersten Quartal 2020, noch vor den Kommunalwahlen. Um dies zu erreichen, ist geplant, bis Anfang/Mitte August die Agentur auszuwählen und das Projekt Anfang September zu starten. Während der Schulferien werden die vorbereitenden Maßnahmen durchgeführt, so dass ab September auch die Bürgerbeteiligung beginnen kann. Ein genauer Zeitplan wird zusammen mit der Agentur erstellt und überwacht.
Wie kann man sich einbringen? „Wir bieten allen interessierten Bürgern an, mich per E-Mail (mark.bartholl(@)stadt-roth.de) oder telefonisch unter 09171 848-187 zu kontaktieren. Ich werde ein offenes Ohr für alle Fragen, Ideen, Sorgen oder sonstige Anmerkungen haben. Darüber hinaus wird es zur bereits erläuterten Einbindung von Bürgern und anderen Interessensgruppen kommen.“